DOROTHEA KUDLA

Dissertation (2014): Lebenssinnerfahrung am Lebensende: Validierung der Hindi-Version des „Schedule for Meaning in Life Evaluation“ und Vergleich von indischen und deutschen Palliativpatienten. Dissertation, LMU München: Medizinische Fakultät

Die Erfahrung von Lebenssinn ist einer der wichtigsten protektiven Faktoren gegen das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Todessehnsucht bei Palliativpatienten. Dennoch sind bisher die meisten Instrumente zur Messung von Lebenssinn nur in westlichen Ländern entwickelt worden. Über die Erfahrung von Lebenssinn bei indischen Palliativpatienten ist wenig bekannt. Ziel dieser Studie war es, eine Hindi-Version des Schedule for Meaning in Life Evaluation (SMiLE) zu entwickeln, deren Validität bei indischen Palliativpatienten aus der untersten Bevölkerungsschicht zu überprüfen und die Ergebnisse mit einer vorangegangenen Studie aus Deutschland zu vergleichen. Indische Palliativpatienten, die in einem Zentrum für Hilfsbedürftige behandelt wurden, nahmen an dieser Studie teil. Zur Bearbeitung des SMiLE werden die Probanden aufgefordert, bis zu sieben individuelle sinnstiftende Bereiche zu nennen, bevor diese Bereiche hinsichtlich der persönlichen Zufriedenheit und Wichtigkeit eingestuft werden. Daraus wird der Zufriedenheitsindex (IoS, Skala 0-100), der Wichtigkeitsindex (IoW, Skala 0-100) und der Index der gewichteten Zufriedenheit (IoWS, Skala 0-100) berechnet. Die Validität des SMiLE wurde mit einer Frage nach der Gesamtzufriedenheit mit dem Lebenssinn, dem World Health Organization Quality of Life-BREF (WHOQOL-BREF) und dem Idler Index of Religiosity (IIR) überprüft.
Das SMiLE wurde leitliniengemäß auf Hindi übersetzt. 258 indische Palliativpatienten nahmen an der Studie teil (Antwortquote 93.5%). Zwischen dem SMiLE und dem WHOQOL-BREF (r=.17; p=.008) bzw. dem IIR (private Religiosität: r=.29, p<.001) konnte konvergente Validität gezeigt werden. Die indischen Palliativpatienten erzielten Durchschnittswerte von 65.8±22.1 (IoW), 68.6±17.4 (IoS) und 70.2±17.0 (IoWS). Am häufigsten wurden die Kategorien Familie, Arbeit und Soziales Engagement genannt. Am zufriedensten waren die indischen Palliativpatienten in den Kategorien Werte, Partner, Kultur und Spiritualität, während sie mit Gesundheit, Finanzen und Hedonismus am wenigsten zufrieden waren. In multiplen Regressionsanalysen unterschied sich die indische Stichprobe im IoW signifikant von der Stichprobe der deutschen Palliativpatienten (IoW: 84.8±11.5, p<.001). Im Vergleich mit letzteren nannten indische Palliativpatienten häufiger Spiritualität (p<.001) und Soziales Engagement (p<.001), und seltener Soziale Beziehungen (p=.008). Die Zufriedenheit mit Familie war bei den indischen niedriger als bei den deutschen Studienteilnehmern (p=.001).
Die vorliegenden Ergebnisse weisen auf eine gute Anwendbarkeit und Validität der Hindi-Version des SMiLE hin. Besonders die Bereiche Familie, Arbeit, Soziales Engagement, Soziale Beziehungen und Spiritualität sollten bei der Sorge um indische Palliativpatienten berücksichtigt werden, um ihren Bedürfnissen am Lebensende individueller gerecht zu werden. Auch in unserer zunehmend multikulturellen Gesellschaft ist eine interkulturelle Sichtweise auf die Patientenbetreuung in der Palliativmedizin unabdingbar.

QUELLE

Entnommen aus o.g. Dissertation.

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